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Harztorwall 2, 38300 Wolfenbüttel

Geschichte der Katholischen Gemeinde Wolfenbüttel im 18. Jahrhundert

Von der Einführung der Reformation im Jahr 1569 bis 1627 fanden im Herzogtum Braunschweig keine katholischen Gottesdienste statt. Erst während des 30-jährigen Krieges lebten 16 Jahre lang Katholiken in Wolfenbüttel, die ihre Religion ausüben konnten.

Die Schlacht in Lutter am Barenberge endete mit einer Niederlage des protestantischen Heeres. Durch die ausweglose Situation war der protestantische Braunschweiger Herzog Friedrich Ulrich zu einer Einigung mit den katholischen kaiserlichen Truppen gezwungen. Wolfenbüttel sollte von der protestantischen Besatzung geräumt werden. Diese verließen Wolfenbüttel jedoch erst nach langen Auseinandersetzungen und der schließlich wirksamen Überflutung der Stadt nach dem Bau des sog. Schwedendamms. Von diesem Zeitpunkt an war Wolfenbüttel katholisch besetzt und es wurde die Heilige Messe gefeiert bis sich das Kriegsglück zu Gunsten des schwedischen Königs (Protestant) wieder wendete und die kaiserlichen Truppen aus Wolfenbüttel im Jahr 1643 vertrieben wurden.
Danach war das Herzogtum Braunschweig wieder für mehrere Jahrzehnte vollständig evangelisch.

Infolge der jährlich stattfindenden Braunschweiger Messen gelangten nicht nur katholische Messegäste vorübergehend in die protestantische Stadt, sondern auch Handwerker und Kaufleute katholischen Glaubens nahmen in Braunschweig ihren festen Wohnsitz. Oft hielten sich zur Messezeit in Braunschweig auch Halberstädter Franziskaner auf, die “geheim und ohne Schwierigkeiten” in Privathäusern die heilige Messe feierten. So 1691, als Pater Sauer im Hause des Herrn von Stechinelli erstmals wieder nach der Reformation eine katholische Messe zelebrierte.

In Wolfenbüttel ist das Wiedererstehen der katholischen Gemeinde eng mit der Person Herzogs Anton Ulrich verbunden. Er gestattete ab 1700 periodisch geheime katholische Gottesdienste durch den Dorstädter Pfarrer im Schloss Wolfenbüttel. Dadurch wurde den Mitglieder der Oper und des Balletts (v. a. Italiener) und katholischen Studenten der Ritterakademie Gelegenheit zur Erfüllung ihrer religiösen Bedürfnisse gegeben.

Auf Bitten der adeligen Studenten um einen eigenen Seelsorger wurde 1705 ein Pater aus dem Franziskanerkloster zu Halberstadt nach Wolfenbüttel geholt. Der Schornsteinfeger Anton Schwarze nahm Pater Laurentius Rolff in sein Haus “Im Bruche”, heute Krumme Straße 54, auf. Anton Schwarze und seine Frau stammten ursprünglich aus Italien. Er verwaltete bis zu seinem Tode die Kirchgelder und Spenden. Im Hause Schwarze fanden 1706 die ersten Taufen und Trauungen statt. Ein Jahr später konnten die Katholiken den Gottesdienst bereits in einem eigens in Schwarzes Garten gebauten kapellenartigen Betsaal feiern.

Herzog Anton Ulrich duldete zunächst stillschweigend, später öffentlich die katholische Religionsausübung. Im Jahr 1707 gab der Herzog mündlich die Erlaubnis, im Betsaal öffentlich Gottesdienst zu feiern. Seit dem 22. September 1708 war es auch den Katholiken in Braunschweig möglich, öffentlich an der Feier der heiligen Messe teilzunehmen. Die Katholische Gemeinde hatte jedoch zahlreiche Beschränkungen hinzunehmen. So mussten z. B, die soggenannten Stolgebühren (Vergütung für kirchliche Handlungen wie Traufe und Begräbnis) an die Evangelische Marienkirche BMV abgeführt werden.

Herzog Anton Ulrich wollte die rechtliche Stellung der Katholiken gerne für die “Ewigkeit” absichern und erließ deshalb kurz vor seinem Tod ein entsprechendes Dekret, in welchem die Gemeinde in Wolfenbüttel mit der in Braunschweig und der Reformierten Gemeinde gleich gestellt wird. Leider hatte das herzogliche Versprechen nicht lange Bestand. Seinem Sohn August Wilhelm (1714-1731) waren die Katholischen Gemeinden ein Dorn im Auge. Am 6. Juni 1725 erließ er strenge Bestimmungen, die das katholische Gemeindeleben erheblich beeinträchtigten. Auch in den kommenden Jahrzehnten musste die Gemeinde zahlreichen Beschwernissen in der Diaspora trotzen und es sollte noch bis ins 19. Jahrhundert dauern bis Wolfenbüttel volle Pfarrrechte erhielt und sich die Anzahl der Gläubigen deutlich vermehrte.

Zusammenstellung: Kath. Pfarrgemeinde St. Petrus Wolfenbüttel, Brigitte Wiblishauser, Wolfenbüttel 2008