Kath. Friedhof & Gedenkstätte

Die Pfarrei St. Petrus gedenkt in besonderer Weise am 80. Jahrestag der Befreiung des Strafgefängnisses in Wolfenbüttel

Fast ein ganzes Jahr hat sich die Pfarrei St. Petrus auf den 80. Jahrestag der Befreiung von Strafgefängnis und Stadt vorbereitet. Vieles war hinsichtlich der Neugestaltung des Gedenkortes auf dem katholischen Friedhof und der Gestaltung des jährlich stattfindenden Gedenkgottesdienstes gegen das Vergessen der Opfer im Strafgefängnis Wolfenbüttel zu bedenken und umzusetzen.

Bereits seit 2002 befindet sich auf dem kath. Friedhof Schinkelstraße ein Gedenkort für die in der Zeit von 1937 bis 1945 Hingerichteten in Wolfenbüttel, die aus einer Gedenktafel mit den Namen und einem mutwillig zerschnittenen Findling bestand.

Nun wurde die Pfarrei durch die Gedenkstätte darauf hingewiesen, dass es bezüglich der Schreibweise der NAMEN neue Erkenntnisse gab. Angehörige, die den Gedenkort besuchten, seien enttäuscht, wenn sie eine fehlerhafte Schreibweise vorfänden. Die Pfarrei nahm diese Hinweise gerne auf und entschloss sich, den Gedenkort neu zu gestalten. Ausschlaggebend war ein Beschluss des KV, der bereit war, trotz angespannter finanzieller Lage dieses Projekt abzusichern. Dank Unterstützung zahlreicher privater Spender, einiger Stiftungen, der Stadt Wolfenbüttel und des Bonifatiuswerks des Bistums Hildesheim konnte die Umgestaltung gestartet und zeitgerecht realisiert werden.

 

Alle Fotos: ©Privat
So konnte die Pfarrei am 11. April 2025 zur Segnung des neugestalteten Ortes und zur Kranzniederlegung einladen.

Nach dem einminütigen Geläut der Totenglocke erscholl die Posaune von Siegfried Markowis auf dem nicht nur von Angehörigen, sondern auch von vielen Gemeindemitgliedern und Wolfenbüttelern besuchten Friedhofes.

Pfarrer Matthias Eggers betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des Namens für die Identität einer Person, auch die Kirche sei in den Ablauf der Hinrichtungsroutine involviert gewesen, habe allerdings auch letzten Beistand geleistet.

Christiane Kreiß (Pfarreileitung) erläuterte, dass der Gedenkstein des bisherigen Ortes übernommen und in die Nähe der Namens-Tafel platziert wurde, weil in ihm zum Ausdruck komme, dass die Nazis den Hingerichteten ihre Würde nicht nehmen konnten. Ein Gedenkort, der sich verändere, sei ein guter Gedenkort, zeige er doch, dass die Menschen zum Weiterdenken angestoßen seien und Erinnerung kein statischer, sondern ein dynamischer Prozess sei. Anna-Lena Heine, die ihr Freiwillige Soziales Jahr Politik in der Gedenkstätte absolviert hatte, berichtete anschließend von ihren Recherchen hinsichtlich der korrekten Schreibweise und legte die Grundlagen ihrer Arbeit dar.

Nach der anschließenden Segnung des Gedenkortes legten Vertreter der Pfarrei, von Stadt und Landkreis Wolfenbüttel und der Gedenkstätte Kränze nieder.

Am Abend fand der ökumenische Gedenkgottesdienst gegen das Vergessen der Opfer im Strafgefängnis in der St.-Petrus-Kirche statt, zu dem die Pfarrei gemeinsam mit der Wolfenbütteler Gruppe Amnesty International und der Gedenkstätte in der JVA jährlich einlädt.

Zuvor gab es für die 150 Gäste der Gedenkstätte eine Suppe im Roncalli-Haus, die von MitarbeiterInnen der Suppenküche gereicht wurde.
 

Kopie des Hinrichtungsbuches
 

Wie in jedem Jahr wurden vor Beginn des Gottesdienstes Namen von Hingerichteten verlesen.

In der besonders gestalteten St.-Petrus-Kirche fanden sich an 4 Pilastern im Kirchenraum acht von Dr. Hubert Mayer gestaltete Holztafeln, die den Besuchern ein spirituelles Eintauchen in das Thema ermöglichen sollten.

Eine durch Abklebungen auf dem Fußboden angedeutete Todeszelle, eine Originalzellentür, einen zurückgelassenen Koffer, ein Rucksack, ein Schlüsselbund, ein leerer Stuhl, ein Hinrichtungsbuch: All diese Dinge waren in der Kirche an verschiedenen Orten platziert und sollten die Besucher zum Erinnern und Nachdenken anregen. Auf diesem Gedenkweg, untermalt durch Worte und Musik, konnten die Besucher das, was sie bewegt, dadurch zum Ausdruck bringen, indem sie einen weißen Stein, eine weiße Blume oder eine weiße Kerze in den Altarraum brachten.

Am Ende des Weges erklang das Pie Jesu aus dem Requiem von John Rutter, ergreifend gesungen von Johanna Kreiß und einfühlsam begleitet von Martin Pfeiffer an der Orgel. Es nahm die Stimmung von Trauer und Schmerz, aber auch Hoffnung und Frieden auf.

Ein bewegter und bewegender Gottesdienst.

Bei der anschließenden Begegnung im Roncalli-Haus kamen noch einmal alle zusammen: Angehörige, Mitarbeitende der Gedenkstätte, Amnesty International, Vertreter von Stadt und Landkreis und Pfarreimitglieder. Sie alle wurden von unermüdlichen Helferinnen und Helfern bewirtet. Ein guter Ausklang für einen gedankenreichen Tag.

 

Für die Neugestaltung des Gedenkortes freuen wir uns immer noch über finanzielle Unterstützung:

Pfarrei St. Petrus
DE06 4006 0265 0038 0138 01
Stichwort: Gedenkort Friedhof

Herzlichen Dank!

Addressen

Kath. Pfarrei St. Petrus
Harztorwall 2
38300 Wolfenbüttel

Telefon: 05331/920310
E-Mail: petrus@kath-kirche-wolfenbuettel.de

 

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